Geschichte der Stralsunder Spielkarten
Stralsund gilt als Wiege der deutschen Spielkartenindustrie. Über 150 Jahre wurden hier Kartenspiele produziert, die auf der ganzen Welt Absatz fanden.
Im Jahre 1765 erhielt Johann Kaspar Kern – von Beruf Graveur und in der Münze von Stralsund tätig – vom schwedischen Generalgouverneur Axel Graf von Löwen die alleinige Konzession zur Errichtung einer Spielkarten-„Fabrique“.
Es zeigte sich, dass die Produktion von Spielkarten in Stralsund ein rentables Geschäft war, woraufhin weitere Unternehmungen gegründet wurden. 1872 schlossen sich die drei Stralsunder Spielkartenproduzenten Ludwig v. d. Osten, Ludwig Heidborn und Theodor Wegener zu einer Aktiengesellschaft zusammen.
Die neue Bezeichnung war Vereinigte Stralsunder Spielkarten – Fabriken Aktien – Gesellschaft Stralsund (VSS A.G.). Der neue Betrieb war nun kapitalkräftig, konnte die Produktion vergrößern, andere Spielkartenfabriken zum Konkurs zwingen und diese dann aufkaufen.
Der für die Zukunft bedeutendste Ankauf war der der Spielkartenfabrik Lennhoff & Heuser, Frankfurt am Main, mit dem eine Vielzahl populärer Kartenbilder nach Stralsund gelangten.
Dem Engagement des ehemaligen Mitbesitzers Karl Heuser, der kurz nach seiner Übersiedlung nach Stralsund, 1883 Direktor der VSS A.G. wurde, ist es zu verdanken, dass diese weiter expandierte und nach Übernahme weiterer Hersteller auch in den Abteilungen Halle und Altenburg produzierte.
In Stralsund wurde unterdessen modernisiert und die gesamte Produktion ab 1891/92 auf den billigeren Buchdruck umgestellt. Trotz weiterer Investitionen sah man sich gezwungen, in der Hauptversammlung vom 14. Februar 1931 zu beschließen, die beiden Betriebsstätten in Stralsund und Altenburg zusammenzulegen.
Als Sitz wurde das zentral gelegene Altenburg bestimmt, weil in Stralsund keine bauliche Vergrößerung der Fabrik mehr möglich war.
Trotz zahlreicher Bestrebungen, den Standort in Stralsund zu halten, begannen im September 1931 die Verhandlungen zur völligen Stillegung der Stralsunder Fabrik, in deren Folge der Standort aufgegeben wurde.
ASS Altenburger ist heute noch Deutschlands führender Hersteller von Spielkarten und gehört zum weltweit größten Spielkartenkonzern Cartamundi mit Hauptsitz in Belgien.